Eine kleine Katze
“Eine kleine Katze" war die Antwort meiner Tochter, als ich sie fragte, was ich ihr von meiner Geschäftsreise aus London mitbringen soll.
Ich stellte ihr diese Frage, während ich sie am Abend vor meiner Abreise ins Bett legte. Eingekuschelt auf dem Bett, ihre kleine weiche Hand in meiner, während meine Finger sanft über ihre glitten.
Meine Tochter ist zwei Jahre alt, und fünf Tage fühlen sich für sie wie eine Ewigkeit an.
120 Stunden, in denen ich diese kleine, weiche Hand nicht halten kann.
120 Stunden, in denen ich die "Long-Distance-Mama" bin.
"Nein, Mama hier bleiben", sagte sie, als ich ihr erklärte, dass Mama für ein paar Tage nicht da sein wird. Ein Wunsch, so unschuldig und authentisch.
Ihr größter Wunsch ist es, Mama und Papa immer um sich zu haben, ihren sicheren Hafen.
Während ich mit meinen Fingerkuppen über ihre perfekt geformten Wangen streiche, frage ich mich, ob sie eigentlich weiß, dass sie diejenige ist, die mir Sicherheit gibt. MEIN sicherer Hafen.
"Mein Herz, Mama kommt ganz bald wieder", versuche ich ihr fröhlich zu vermitteln, obwohl mein Herz jedes Mal ein Stück mehr bricht, wenn ich in ihre erstaunten Augen sehe, voller Fragezeichen. "Ganz bald" – wie lange dauert "ganz bald"?
Plötzlich merke ich, dass sie mit ihren zarten zwei Jahren verstanden hat, dass Mama wirklich geht.
Ihre Konstante wird in den nächsten Tagen nicht ihre Basis sein, zumindest nicht physisch. Meine Konstante wird in den nächsten Tagen nicht meine Basis sein, zumindest nicht physisch.
Voller Stolz präsentiert sie mir ihre Lösung: "Clara kommt mit."
Ich muss ein wenig schmunzeln, so verdammt stolz bin ich auf mein Kind für diese kreative Lösung. Für den Antrieb, überhaupt nach einer Lösung zu suchen. Gleichzeitig weiß ich, dass das nicht der Lösungsvorschlag sein wird, den wir umsetzen können. Es bricht mir wieder einmal das Herz, dass ich diesen äußerst kreativen Lösungsvorschlag ablehnen muss.
"Mein Herz, Mama bringt dir ein Geschenk mit, wenn sie wieder da ist. Was möchtest du haben?"
Kurze Stille herrscht im Raum am Abend vor meiner Abreise. Auf einmal höre ich ein leises Flüstern, irgendwo zwischen Vorfreude und Wehmut, als ihre kirschroten Lippen folgende drei Worte formen: "Eine kleine Katze."
Danach wieder Stille. Ich glaube, jetzt hat sie verstanden, dass Mama wirklich geht. Ich merke, wie sie immer ruhiger wird und ihr Atem immer regelmäßiger. Ich drücke mein Gesicht an ihre Schulter und nehme noch einmal tief Luft.
Meine Fingerkuppen streicheln noch einmal über ihre perfekt geformten Wangen und gleiten sanft durch ihre weichen Locken.
Es sind nur 120 Stunden, ich bin ganz bald wieder bei ihr, wiederhole ich immer wieder, während mir die Tränen über die Wangen laufen. Nur 7.200 Minuten.
Ich sitze im Flieger, während ich diesen Text verfasse, und eigentlich wollte ich mich auf das anstehende Meeting vorbereiten.
Doch ich erwische meine Gedanken schon dabei, wie sie durch die Oxford Street schlendern, auf der Suche nach "einer kleinen Katze.